Schüler:innen in intensiver Diskussion über WerteSchüler:innen in intensiver Diskussion über Werte

Interview: Demokratiebildung bei Don Bosco

Anlässlich des 75jährigen Bestehens des Grundgesetzes spricht Don Bosco macht Schule mit unserer neuen Bildungsreferentin Kristina Ollesch über die Ansätze zur Demokratiebildung in unserer Schulworkshops.

Das Grundgesetz ist 75 geworden! Feiert Don Bosco macht Schule mit?

Kristina: Auf jeden Fall! Das Grundgesetz ermöglicht ein Leben in Freiheit, wie es auf der Welt an vielen Orten nicht möglich ist. Wo Rechte wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung nicht vorhanden sind, können Menschen ihr Leben nicht selbstbestimmt gestalten.

Eine Gesellschaft, die sich von diesen Werten leiten lässt, bietet Raum für die bestmögliche Entfaltung junger Menschen – ein Ziel, das Don Bosco bereits vor 150  Jahren mit der Einrichtung von Schulen in Turin, später auch an vielen weiteren Orten auf der Welt verfolgte.

Hat Don Bosco also etwas mit Demokratiebildung zu tun?

Kristina: Don Boscos pädagogischer Ansatz war darauf ausgerichtet, Jugendliche zu selbstbewussten, verantwortungsvollen und engagierten Bürgern zu erziehen, die in der Lage sind, aktiv zur Gesellschaft beizutragen und sich für Gerechtigkeit und Solidarität einzusetzen. Er schaffte in seinen Pfarreien und Bildungsstätten ein Umfeld, das dies ermöglichte.

Wir sehen darin einen Auftrag, den wir in unsere aktuellen gesellschaftlichen Zusammenhänge übertragen. Wir wollen Jugendliche ermutigen, aktiv an Entscheidungen teilzunehmen und vermitteln ihnen ein Bewusstsein dafür, dass der Beitrag jedes und jeder Einzelnen wertvoll ist. In unseren Workshops erproben die Teilnehmer:innen Möglichkeiten der Partizipation in einem vertrauensvollen und wertschätzenden Rahmen und mit Methoden, die die Handlungskompetenz erweitern.

Und das funktioniert?

Kristina: Was wir sehen, ist, dass die Schülerinnen und Schüler Spaß haben bei der gemeinsamen Arbeit an Themen wie Gerechtigkeit und Fragen des sozialen Miteinanders und sich gerne auch kritisch mit politischen Fragen auseinandersetzen. Aber nur, wenn sie einen Bezug zu ihrer Lebenswirklichkeit herstellen können.

Auf diese Weise lernen sie Werte kennen, die im christlichen Menschenbild verwurzelt sind und wachsen in demokratische Formen des Zusammenlebens hinein.

Wie passt das mit dem Schlagwort der politischen Neutralität zusammen?

Kristina: Erziehung zur Demokratie kann aus sich heraus niemals politisch einseitig sein, sondern nimmt erst in der Vielfalt der Perspektiven und dem respektvollen Austausch darüber tatsächlich Gestalt an. In diesem Zusammenhang ist es uns wichtig, in unseren Workshops eine klare Haltung zu zeigen: die Achtung der Menschwürde ist nicht verhandelbar und wir sprechen uns gegen jede Form der Ausgrenzung deutlich aus. Damit wollen wir den Jugendlichen Vorbild sein und Selbstwirksamkeit erlebbar machen.  

Hat das Grundgesetzt auch eine globale Perspektive?

Kristina: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“: Dieser Satz hat universelle Gültigkeit. Kinder und Jugendliche erfassen dies intuitiv und empfinden Mitgefühl unabhängig davon, wo auf dieser Welt Unrecht und Leid geschehen.

Die Empathie der Jugendlichen stärkt ihre Handlungsbereitschaft. Wir ermutigen sie, Strukturen aktiv mitzugestalten, die Solidarität und Übernahme von Verantwortung ermöglichen. Systemische Zusammenhänge zu erkennen und im Sinne einer guten Zukunft weiterzuentwickeln, ist eine gemeinschaftliche Aufgabe in der Einen Welt.

Das Interview wurde im Juli 2024 geführt.

 

Politische Bildung - unser Auftrag

„Schon Johannes Bosco verfolgte mit seiner Pädagogik das Ziel, junge Menschen zu ,verantwortungsvollen Staatsbürgern‘ zu erziehen, die die Gesellschaft mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Ein gelingendes Hineinwachsen von Kindern und Jugendlichen in eine demokratische Gesellschaft und lebendige Kirche ist jedoch heute nicht mehr selbstverständlich. Uns ist es daher wichtig, dass junge Menschen einen inneren Kompass entwickeln können, dass sie Werte kennenlernen können, die im christlichen Menschenbild verwurzelt sind, und die sie befähigen, das Gemeinwohl mitzutragen und sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen“.

P. Reinhard Gesing, Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos

Noch Fragen?

Unser Radius:

Im Umkreis von 75 km um unser Büro in Bonn-Gronau sind wir für Sie da! Dies umfasst im Wesentlichen Bonn, Rhein-Sieg, Rhein-Erft und Köln. Wenn Ihre Schule von unserem Büro (Sträßensweg 3, 53113 Bonn) nicht mehr als 60 Minuten Autofahrt entfernt liegt, können wir den Workshop ermöglichen. 

Bitte berücksichtigen Sie, dass bei längerem Anfahrtsweg der Workshop möglicherweise erst in der zweiten oder dritten Schulstunde beginnen kann. So stellen wir sicher, dass der gesamte Workshop-Inhalt vermittelt wird und Ihre Schülerinnen und Schüler eine umfassende Erfahrung erhalten.

Interesse an unseren Workshops?

Wir besuchen Ihre Schule gerne! Nehmen Sie Kontakt auf, um Details zu besprechen und einen passenden Termin zu finden. Gemeinsam gestalten wir inspirierende Projekttage für Ihre Schülerinnen und Schüler. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

Wir haben die Workshops für die Klassenstufen 7 bis 10 für Gymnasien, Haupt-, Real- und Gesamtschule entwickelt. Die Fächer Religion, Ethik und Gesellschaftslehre eignen sich besonders gut, um an unsere Themen anzuknüpfen, sind aber keine Voraussetzung.

Als Lehrkraft sind Sie mit dafür verantwortlich, die Klassengemeinschaft zu stärken. Deshalb ist es wichtig, dass Sie an dem Workshop teilnehmen - entweder aktiv oder in einer beobachtenden Rolle. Die Schüler*innen sollen einen respektvollen Umgang anhand von interaktiven und erlebnisorientierten Methoden miteinander erfahren. Sie als Lehrkraft unterstützen Ihre Klasse dabei.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass eine gute Abstimmung über Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit an der Schule mit der jeweiligen Gruppe wichtig ist. Das heißt, wenn wir die Rahmenbedingungen kennen und ein paar Informationen über die Schüler*innen, deren Kenntnisse und Kapazitäten von Ihnen erhalten, können wir mit unserer Arbeit loslegen.

Grundsätzlich müssen Sie Ihre Klasse nicht vorbereiten. Allerdings gilt: Je kürzer wir da sind, desto hilfreicher ist es, wenn die Klasse schon eine Idee vom behandelten Thema hat. Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler durch einen spielerischen und emotionalen Ansatz zum Nachdenken anzuregen. Dadurch bieten sich nach unserem Besuch für Sie einige Anknüpfungsmöglichkeiten, mit denen Sie den begonnenen Prozess in der Klasse festigen können.

Über unser Buchungsformular können Sie den entsprechenden Workshop auswählen und uns eine Buchungsanfrage stellen.

Für die Durchführung eines 6-stündigen Workshops berechnen wir normalerweise 300 €. Es gibt jedoch Workshops, die wir günstiger oder sogar kostenlos anbieten können, da sie über spezielle Fördertöpfe abgerechnet werden. Bitte schauen Sie hierfür unter den jeweiligen Angebotsseiten nach. 

Ganzheitliche Erziehung im Zeichen der Beziehung

Die Pädagogik Don Boscos zeichnet sich durch ihre einzigartige Ausrichtung auf das christliche Menschenbild aus. Ihr Hauptziel ist es, junge Menschen zu "aufrichtigen Bürgern und guten Christen" heranzubilden. Dabei stand für Don Bosco eine ganzheitliche Erziehung im Vordergrund, die von Spaß, Nähe und Herzlichkeit geprägt war.

Don Bosco sah sich nicht nur als Erzieher, sondern auch als Seelsorger. Seine Pädagogik basierte auf der Idee der Vorsorge. Die von ihm geprägte Bezeichnung "Assistenz" verdeutlicht seine Sichtweise von Erziehenden als "Assistent:innen", die interessiert, aufmerksam, ermutigend und unterstützend agieren. Sie stehen den jungen Menschen stets zur Seite, sowohl fördernd als auch fordernd.

In der Pädagogik Don Boscos steht somit die Beziehung zwischen den Erziehenden und den jungen Menschen im Mittelpunkt. Sie schafft eine vertrauensvolle Umgebung, in der sich die jungen Menschen optimal entfalten können. Dieser Ansatz ermöglicht es, ihre Potenziale bestmöglich zu fördern und sie auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen Zukunft zu begleiten.

 

 

 

Nein! Wir stehen für universelle Werte, die das Zusammenleben von Menschen verbessern. Dazu zählen Nächstenliebe, Respekt, Solidarität und Gerechtigkeit. Wir arbeiten mit allen Menschen zusammen, ganz gleich welcher Religion sie angehören. Wir sind dabei nicht katechetisch. Unsere Basis ist allerdings christlich: die Pädagogik Don Boscos und unsere Zugehörigkeit zur Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos mit deren Spiritualität, in der Freude und Ermutigung im Vordergrund stehen.